SPD-Podiumsdiskussion: Wirtschaftsförderung im Rhein-Neckar-Kreis
Wenn man durch die Innenstädte läuft, sieht man immer häufiger leerstehende Geschäftsräume. Noch Ende der neunziger Jahre waren Schilder wegen Geschäftsaufgaben ein seltener Anblick, mittlerweile gehören sie zum gewöhnlichen Stadtbild. Fachgeschäfte schließen und leerstehende Geschäftsräume verwandeln sich in Billig- und Ramsch-Läden. Dieser Situation zum Trotz sehen viele Arbeitslose ihren letzten Ausweg in die Erwerbstätigkeit durch einen Sprung in die Selbstständigkeit.
Fest steht, dass die Wirtschaft gefördert werden muss. Doch wie soll Wirtschaftsförderung konkret ausgestaltet sein? Genau hier sind die Politikschaffenden gefragt.
Experten im Gespräch
Um dieser Frage nachzugehen, trafen sich auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Rosa Grünstein hin einige Experten aus Wirtschaft und Politik zu einer Diskussionsrunde im Welde-Stammhaus.
Stadt muss eine Vision haben
Der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Dr. Gunther Quidde erklärte gleich zu Beginn, dass auf wirtschaftliche Veränderungen reagiert werden müsse. "Eine Stadt muss eine Vision haben, wo sie sich hinentwickeln will", erklärte er. Eine Stadt müsse nicht nur ihre Schwächen stärken, sondern auch ihre vorhandenen Stärken ausbauen.
Ein gelungenes Beispiel hierfür wäre die Stadt Schwetzingen, die ihren Fokus auf den Schlossplatz gerichtet und diesen erfolgreich ausgebaut hat. Die schlechten Prognosen bezüglich der Innenstadt hätten sich hingegen bedauerlicherweise bewahrheitet.
Nikolaus Teves, der für die Wirtschaftsförderung bei der Handwerkskammer Rhein-Neckar zuständig ist, erklärte, wie die konkrete Unterstützung von Unternehmern und angehenden Unternehmern aussieht. Für Firmen, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten geraten sind, bietet die KfW-Bank in Zusammenarbeit mit der Industrie und Handelskammer die sogenannten "Runden Tische" an. Bei diesen Beratungsgesprächen würden Schwachstellen des Unternehmens identifiziert und Lösungsvorschläge unterbreitet werden.
Außerdem gibt es speziell für Handwerksunternehmen die Möglichkeit, sich bereits in der Gründungsphase ausführlich informieren und beraten zu lassen. "Diese Instrumentarien werden oft viel zu spät genutzt", stellte Teves fest.
Netzwerk von Unternehmen
"Die Wirtschaftsförderung braucht ein definiertes Ziel", erklärte der Fraktionsvorsitzende der SPD Landtagsfraktion Claus Schmiedel. Die "Cluster-Förderung" wäre zum Beispiel ein Instrumentarium, das der Förderung der besonderen Stärken und damit der Wettbewerbsfähigkeit eines Wirtschaftsraums dient. Unter einem Cluster wird ein spezialisiertes Netzwerk von Unternehmen und unterstützenden Institutionen in einer Region verstanden. Am Beispiel der Biotechnologie wäre die "Cluster Förderung" durch Ausschreibungen erfolgreich praktiziert worden. Schließlich seien in Baden Württemberg dadurch vier Biotechnologie Regionen entstanden.
Das Thema Wirtschaftsförderung wurde gemeinsam mit den Experten und Diskussionsteilnehmern zwei Stunden lang hitzig diskutiert. Auch wenn die Diskussion sich als interessant gestaltete, so kam man wie bei der Eröffnung schon angekündigt wurde, zu keinem nennenswerten Ergebnis. Dennoch bleibt das Thema Wirtschaftsförderung in der Metropolregion weiterhin spannend und wird sicherlich auch künftig kontrovers diskutiert.
Schwetzinger Zeitung 30. Mai 2008